Eine Mischung aus Hilflosigkeit und Angst, oder eine Unfähigkeit, den Alltag zu bewältigen - so fühlt sich eine Krise an.
Alle Artikel in „Gesundheit“ vom 15.04.2016
Psychische Erkrankungen können jeden treffen. Dieser Navigator zeigt, wo Betroffene im Ernstfall Hilfe finden.
Psychopharmaka haben einen zweischneidigen Ruf. Zweilfellos helfen sie Menschen mit psychischen Krankheiten, ihren Alltag zu bewältigen. Kritiker verweisen aber darauf, dass oft zu schnell auf sie zurückgegriffen wird.
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Über das gesamte Stadtgebiet verteilt gibt es neun Beratungsstellen des Berliner Krisendienstes. Sie sind täglich von 16 bis 24 Uhr geöffnet, außerhalb der Öffnungszeiten sind sie telefonisch erreichbar.
"Wenn Veränderungen im Gemütszustand oder in der Wahrnehmung länger als 14 Tage andauern, also beispielsweise jemand mehrere Wochen lang sehr traurig und niedergeschlagen ist, ist es sehr wahrscheinlich, dass eine psychische Erkrankung wie eine Depression dahinter steckt", sagt Iris Hauth, die auch Chefärztin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am St. Joseph-Krankenhaus in Berlin- Weißensee ist.
In vielen Fällen bemerken die Betroffenen selbst, dass sie in einer Krise stecken, aus der sie alleine nicht herauskommen. »Menschen mit einer chronischen Depression oder Schizophrenie spüren meist ziemlich genau, wenn sich eine akute Phase ihrer Erkrankung ankündigt«, sagt Expertin Hauth.
Lange hatten schwer psychiatrisch Erkrankte, sprich: Menschen mit Psychosen, Schizophrenie oder schweren Persönlichkeitsstörungen, fast ausschließlich die Möglichkeit, sich von einem Psychiater behandeln zu lassen. Seit gut einem Jahr ist das anders: "Diesen Patienten steht jetzt grundsätzlich auch eine ambulante psychotherapeutische Behandlung off en", sagt Michael Krenz, Präsident der Psychotherapeutenkammer Berlin.
Auch ein Arzt kann eine Einweisung in eine Klinik veranlassen. »Dies ist häufig der Fall, wenn eine ambulante Behandlung nicht mehr ausreicht«, sagt Hauth.
Jede Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, die von den Bezirken mit der Versorgung psychisch kranker Patienten beauftragt wurde, muss auch eine Tagesklinik unterhalten. Insgesamt gibt es in Berlin rund 650 Plätze in diesen teilsta-tionären Einrichtungen.
Von den rund 45 000 Einweisungen im Jahr 2013 geschahen laut Senatsverwaltung knapp 2300 gegen den Willen eines Patienten - das sind rund fünf Prozent. Die Bedingungen für eine solche Zwangseinweisung sind jedoch gesetzlich streng geregelt: durch das Landesgesetz für psychisch Kranke (PsychKG) sowie das Betreuungsrecht im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB).
In Berlin und Brandenburg gibt es sechs Rehaeinrichtungen mit einer psychosomatischen Fachabteilung, die Menschen mit Burnout, Depressionen, einer Schizophrenie und anderen psychischen Erkrankungen nach der Klinikbehandlung weiterversorgen. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche Einrichtungen, die sich auf die Entwöhnungsbehandlung bei Suchterkrankungen spezialisiert haben.
Die Sozialpsychiatrischen Dienste sind bei den Bezirksämtern angesiedelt und Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr erreichbar. Hier kümmern sich Ärzte, Sozialarbeiter und Psychologen um Menschen mit psychischen Erkrankungen, Suchterkrankungen oder geistigen Behinderungen - und zwar entweder in den einzelnen Dienststellen selbst oder bei Hausbesuchen.
Wer sich beispielsweise durch einen randalierenden Nachbarn bedroht fühlt oder denkt, dieser könne sich selbst Schaden zufügen, kann den Polizeinotruf 110 wählen. Denn wenn eine Selbst- oder Fremdgefährdung nicht ausgeschlossen werden kann, kann die Polizei eine Zwangseinweisung vornehmen.
Die stationäre Versorgung von psychisch Kranken gehört zur Pflichtversorgung: In jedem Bezirk gibt es mindestens eine Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, die auch über eine Notaufnahme verfügt. In dieser sind 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche Ärzte für Psychiatrie und Psychotherapie für die Betroffenen, die in diesem Bezirk wohnen, erreichbar.
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