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Eden Golan soll Israel mit ihrem Song „October Rain“ in Malmö vertreten.

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Edin Golans Song „October Rain“: Israel droht Ärger – weil der ESC-Beitrag als zu politisch gilt

Wo endet der Pop und beginnt die Politik? Die Antwort darauf könnte darüber entscheiden, ob Israel am Eurovision Song Contest teilnimmt. Zurückgezogen werden, soll der Song jedenfalls nicht.

Ein Kommentar von Christian Schröder

Offiziell ist der Eurovision Song Contest eine unpolitische Veranstaltung. „Texte, Ansprachen und Gesten politischer Natur sind während des Contests untersagt“, heißt es unmissverständlich im Regelwerk. Allerdings stellt sich in diesem Jahr eine Frage mit besonderer Vehemenz: Wo endet der Pop und beginnt die Politik?

Die Antwort darauf könnte darüber entscheiden, ob die israelische Sängerin Eden Golan am 11. Mai mit ihrem Song „October Rain“ am Gesangwettbewerb in Malmö teilnehmen darf. Nach einem Bericht des Nachrichtenportals Ynetnews.com prüft die Europäische Rundfunkunion derzeit, ob der Text politische Botschaften enthält.

Allerdings hat Israels Rundfunk- und Fernsehbehörde IPBC bereits signalisiert, dass sie nicht bereit sei, beanstandete Zeilen zu streichen oder zu verändern. Wenn der Veranstalter das Lied ablehnt, will Israel nicht am Wettbewerb teilnehmen.

Hören kann man „October Rain“ bislang noch nicht, aber der Text kursiert bereits im Netz. „Those that write history / Stand with me / Look into my eyes and see / People go away but never say goodbye“, heißt es gleich in der ersten Strophe.

Der Songtitel spielt auf den 7. Oktober 2023 an, und bei den Menschen, die aus der Welt verschwinden, ohne sich verabschieden zu können, dürfte es sich um die 1.139 Männer, Frauen und Kinder handeln, die an diesem Tag dem Terrorangriff der Hamas zum Opfer fielen. Damals schien übrigens die Sonne, aber Regen gilt spätestens seit Bob Dylans Hymne „A Hard Rain’s a-Gonna Fall“ als Metapher für die Verderbnis des Kriegs.

Politische Themen sind immer wieder in den Gesangswettbewerb geschleust worden. Als die deutsche Sängerin Nicole 1982 mit „Ein bisschen Frieden“ gewann, war das auch ein Statement gegen die atomare Hochrüstung in der Endphase des Kalten Kriegs. Der Siegertitel „1944“ der ukrainischen Musikerin Jamala handelte 2016 von der Deportation der Krimtataren durch Stalins Schergen und verwies zugleich auf die Annektion der Krim durch Putins Truppen.

Israel hat den Eurovision Song Contest bereits viermal gewonnen, 1998 übrigens mit der trans Sängerin Dana International und ihrem Song „Diva“, was ein Politikum war. Heute ist das Land noch immer traumatisiert vom Terror. Dass man diese Erschütterung auch im Song für Malmö spürt, ist nur gut so.

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