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Weniger Milchdurst: Viele junge Leute steigen auf Hafer-, Mandel- oder Sojadrinks um.

© dpa / Foto: dpa/Lukas Schulze

Warnung vom Industrieverband: Die Milch wird noch teurer

Schon jetzt kostet der Liter Vollmilch über einen Euro, das Päckchen Butter bei 2,30 Euro. Die Milchbauern bekommen so viel Geld wie seit Jahren nicht.

59 Cent für den Liter Milch, 1,20 Euro für das Päckchen Butter, diese Zeiten sind vorbei. Heute kostet der Liter frische Vollmilch selbst beim Discounter mehr als einen Euro, für Butter muss man mindestens 2,29 Euro zahlen. Und wer Bio-Butter will, muss bei Aldi sogar 3,19 Euro für das Päckchen ausgeben.

Das ist ganz schön happig, doch es dürfte noch dicker kommen. Bei Käse rechnet Eckhard Heuser, Hauptgeschäftsführer des Milchindustrieverbands (MIV), mit weiteren Preiserhöhungen im November, bei Frischmilch im Januar. Einen Vorgeschmack geben die Erzeugerpreise: Im September verteuerte sich Milch um 37,5 Prozent, Butter gar um 72,2 Prozent.

Goldene Zeiten für die Milchviehhalter

Für die Milchbauern, die jahrelang mit Preisen von 20 bis 30 Cent für den Liter Rohmilch abgespeist worden waren, sind goldene Zeiten angebrochen. Sie bekommen derzeit im Schnitt über 50 Cent pro Kilogramm Milch, einige Molkereien zahlen über 60 Cent, sagte der MIV-Vorsitzende Peter Stahl am Freitag anlässlich der Jahrestagung des Verbands in Berlin.

Für die Molkereien ist das problematisch. Sie konkurrieren bei den Verhandlungen mit dem Einzelhandel mit Molkereien aus Frankreich, die ihren Landwirten zehn Cent pro Kilo Rohmilch weniger zahlen. Obwohl der Handel zunehmend Wert auf Versorgungssicherheit lege, seien die Gespräche schwierig, berichtet der Verband. Fünf großen Lebensmittelhändlern stehe eine dreistellige Zahl an Molkereien gegenüber.

Lohnt sich wieder: Milchviehhalter bekommen gutes Geld von den Molkereien.

© Getty Images/Image Source / Foto: Getty Images/Mischa Keijser

Hinzu kommt, dass Verbraucher angesichts der hohen Inflation sparen wollen. Sie kaufen verstärkt Handels- statt Markenware und decken sich bevorzugt mit Sonderangeboten ein. Immer mehr, vor allem junge Leute greifen zudem lieber zu Hafer-, Mandel- oder Sojadrinks statt zur Kuhmilch: Die verkaufte Menge Kuhmilch sank im vergangenen Jahr um zehn Prozent, „Veggie-Milch“ hat bereits einen Marktanteil von fast zehn Prozent.

Wer erwartet hätte, dass die Milchviehhalter angesichts der guten Preise nun deutlich mehr Milch produzieren, muss sich wundern: Die Milchanlieferungen gehen spürbar zurück. Rund 50.000 Betriebe gibt es derzeit noch in Deutschland, doch jedes Jahr hören drei bis vier Prozent auf, auch die Zahl der gehaltenen Kühe sinkt. Stahl führt das auf den Generationenwechsel zurück, der in vielen Betrieben ansteht. Oft müssten Investitionen getätigt werden in neue Ställe oder in neue Anlagen, viele Hoferben scheuen davor zurück.

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