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Der US-Wissenschaftler Charles Escoffery (l.) präsentiert sein Solarauto 1960 in London.

© imago/ZUMA/Keystone

Tagesrückspiegel – Heute vor 63 Jahren: Erstes Auto, das mit Sonnenlicht fährt

Einfach Solarzellen aufs Dach und bei Sonnenschein durchladen: Das war bereits 1960 möglich, als in den USA das erste Solarauto präsentiert wurde. Bis heute hat sich nicht viel getan.

Eine Kolumne von Jan Kixmüller

Das Elektroauto wird die Verbrennermotoren wohl tatsächlich ablösen, darüber ist man sich in der Forschung zumindest weitgehend einig, der Klimaschutz macht es notwendig. Und vernünftiger ist das allein schon deshalb, weil E-Autos viel effizienter sind. Die Kraftübertragung findet nahezu direkt vom Motor auf die Räder statt, somit geht wesentlich weniger Energie verloren als beim Verbrennungsmotor.

Mittlerweile boomen E-Autos, die Zahl der Neuzulassung ist in Deutschland stark angestiegen. So schön, so gut? Nicht unbedingt, die Frage der Reichweite ist zumindest für lange Fahrten nicht wirklich gelöst. Die Strecke Berlin-München etwa wird anstrengend, wenn bei 300 oder 400 Kilometern Schluss ist – und die Zwischenladung sich zeitaufwendig gestaltet.

Wäre es da nicht ein Traum, wenn sich die Batterie bereits beim Fahren wieder auflädt? Induktionsschleifen unter dem Asphalt scheinen dafür heute noch fernere Zukunftsmusik zu sein. Doch warum nicht einfach Solarzellen aufs Dach und dann bei Sonnenschein durchladen? Das gibt es bereits, mehrere Modelle sind in der Entwicklung und sollen demnächst auf den Markt kommen.

Solarzellen von Satelliten

Das geht ja fix, könnte man meinen. Doch ganz so schnell wie es scheint, ging die Entwicklung dann doch nicht voran. Denn bereits 63 Jahre ist es her, dass ein Tüftler im New Yorker Central Park ein Auto vorstellte, das mit einer durch Solarzellen aufgeladenen Batterie betrieben wurde. Charles A. Escoffery von der International Rectifier Corp. aus El Segundo, die Solarzellen produzierte, führte den Wagen vor. Betrieben wurde er mit Solarzellen, wie sie auch bei Satelliten zum Einsatz kamen.

Auf dem Autodach befand sich ein zweieinhalb Quadratmeter großes Paneel mit 10.240 Zellen, die die 72-Volt-Batterie des Autos bei voller Sonne in acht bis zehn Stunden aufladen konnten. Das Solarauto erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 20 Meilen pro Stunde, also etwa 32 Stundenkilometer. Bei gemächlicher Fahrt hatte es eine Reichweite von 80 Kilometer, bevor es wieder aufgeladen werden musste.

112 Kilometer mehr – pro Woche

Das geht heute natürlich besser. Jetzt wird also endlich nach 63 Jahren wird der Traum wahr? Nicht ganz. Denn die Solarautos fahren nicht ausschließlich mit Solarstrom, sondern das Licht ergänzt die herkömmliche Batterieladung. Ein wenig. Bei einem Modell von Sono Motors war bei guten Wetterverhältnissen von einer zusätzlichen Reichweite von 112 Kilometern die Rede – pro Woche.

Langstrecken sind damit eher schwierig zu bewältigen, das ganze rechnet sich eher für Kurzstrecken. Wenn überhaupt. Das Projekt Sion von Sono Motors wurde gerade erst beerdigt, wenn auch nicht wegen der Technologie, sondern wegen der Finanzierung.

Doch es gibt Hoffnung: neue Akkus sind in Entwicklung, die Strom für mehr als 1600 Kilometer speichern sollen. Zusätzlich mit einem Solardach könnte das doch was werden. Und die Solarzellen werden auch weiter entwickelt. Auch die Finanzierung solcher Vorhaben mag sich drastisch ändern, sobald hauptsächlich Elektro-Wagen auf der Piste sind. Abwarten also – nur hoffentlich keine 63 Jahre mehr.

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