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Geraldine Rauch, Präsidentin der Technischen Universität Berlin, in einem veralteten Technikraum.

© Tsp/Joana Nietfeld

Marode Unigebäude in Berlin: Hochschulen brauchen 5,1 Milliarden Euro

Der Sanierungsstau an den Hochschulen in Berlin hat jetzt ein Preisschild: 5,1 Milliarden Euro melden die Präsidien beim Senat an – 1,9 Milliarden mehr als 2018.

Um ihre veralteten und teils maroden Gebäude instandzusetzen, benötigen die elf staatlichen Berliner Hochschulen 5,1 Milliarden Euro, der Gesamtinvestitionsbedarf liegt bei 8,2 Milliarden Euro. Diese Beträge hat die Landeskonferenz der Rektoren und Präsidenten (LKRP) der Wissenschaftsverwaltung Anfang Dezember 2022 genannt, wie am Montag bekannt wurde.

Das Update des Sanierungsbedarfs der Hochschulen geht aus der Antwort von Wissenschaftsstaatssekretärin Armaghan Naghipour auf eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Adrian Grasse hervor, die dem Tagesspiegel vorliegt. Zuerst berichtete die „B.Z.“ in ihrer Montagsausgabe.

Die Bestandsaufnahme entspricht im Kern den Schätzungen der Hochschulleitungen, über die der Tagesspiegel im August 2022 berichtet hatte. Damals war von sechs bis sieben Milliarden Euro die Rede – einer Verdoppelung der Bedarfe seit 2018, als ein Senatsgutachten auf 3,2 Milliarden Euro für die notwendigen Instandsetzungen kam.

Nach den aktuellen Anmeldungen der Hochschulen präzisiert die Wissenschaftsverwaltung nun, dass sich die Mehrkosten auf 1,9 Milliarden Euro belaufen: 1,3 Milliarden Euro gehen auf gestiegene Baukosten zurück, vier Millionen Euro auf eine „Schärfung“ der anstehenden Maßnahmen und rund zwei Millionen Euro auf den Bedarf des Botanischen Gartens, der mittlerweile durch ein Gutachten belegt sei.

Havarien in Laboren der TU

Spitzenreiterinnen bei den angemeldeten Sanierungskosten sind die Freie Universität mit 1,58 Milliarden Euro und die Technische Universität mit 1,48 Milliarden. Die Humboldt-Universität braucht 624 Millionen Euro, die Universität der Künste 261 Millionen. Bei den Fachhochschulen liegen die Beträge zwischen 203 Millionen Euro für die Berliner Hochschule für Technik, 37 Millionen für die Alice-Salomon-Hochschule und 14 Millionen für die Hochschule für Wirtschaft und Recht.

Noch die Kinder der Studentinnen und Studenten, die zur Zeit an den Hochschulen immatrikuliert sind, werden von einem Studium in modernen Hochschulräumen nur träumen können.

Adrian Grasse, CDU-Abgeordneter und Hochschulexperte

Insgesamt gut 30.000 Quadratmeter Fläche lägen wegen Bauschäden, Schadstoffbelastung oder Heizungsausfall für den Lehrbetrieb brach, erklärt Naghipour. Die Hochschulen weichen zwar auf intakte Räume aus, doch aus der TU wird berichtet, „dass sich häufende Havarie-Fälle in Lehr- und Laborräumen zu Ausfall oder Verschiebungen von Lehrveranstaltungen und Praktika führen“.

Sanierungsbedarf wird noch begutachtet

Zumindest für die akuten Sanierungsmaßnahmen stehen Mittel von Land und Bund bereit: insgesamt gut fünf Milliarden Euro aus dem „Investitionspakt Wissenschaftsbauten 2017 bis 2036“. Der umfasst allerdings auch die Charité, die in der neuen Aufstellung für die elf Hochschulen ausgeklammert ist.

Welche Ansprüche Unis und Fachhochschulen tatsächlich geltend machen können, hängt zudem noch von einer Prüfung durch das HIS-Institut für Hochschulentwicklung ab, heißt es. HIS-HE sei im September 2022 beauftragt worden und das Gutachten stelle dann eine Voraussetzung für eine neue Entwicklungsplanung für die Landeshochschulen dar.

Für den Abbau des Sanierungsstaus setzt die Wissenschaftsverwaltung mindestens 15 Jahre an, die Entwicklungsplanungen sähen sogar „einen Zeitraum von mindestens 23 Jahren bis 2046“ vor.

Diesen Zeitplan nennt CDU-Hochschulexperte Adrian Grasse ernüchternd: „Dementsprechend werden wohl noch die Kinder der Studentinnen und Studenten, die zur Zeit an den Hochschulen immatrikuliert sind, von einem Studium in modernen Hochschulräumen nur träumen können.“ Grasse fordert einen „Masterplan zum Abbau des Sanierungsstaus“.

Die Qualität von Forschung und Lehre dürfe „nicht länger durch eine mangelhafte Infrastruktur gefährdet werden“, so Grasse gegenüber dem Tagesspiegel. Die Berliner Hochschulen müssten in die Lage versetzt werden, „ihre Aufgaben personell und räumlich auch erfüllen zu können“.

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