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Der Große Abendsegler Nyctalus noctula im Flug auf Suche nach Insekten im Wipfel eines Ahornbaums in Brandenburg.

© imago/imagebroker/Dieter Mahlke

Stadtflucht der großen Fledermäuse: Nicht allen Fledermausarten geht es in Berlin gut

Größere Fledermausarten fühlen sich in der Stadt nicht wohl: Zu wenig Nahrung, versiegelte Flächen und Lichtverschmutzung machen ihnen das Leben schwer.

An lauen Sommerabenden sind sie nicht zu übersehen: Fledermäuse, die in Berliner Parks und Innenhöfen auf die Jagd nach Insekten gehen. Die städtische Natur scheint in solchen Momenten intakt zu sein. Doch der Schein trügt, wie eine Studie des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierkunde (IZW) aus Berlin nun zeigt.

„Es leben zwar viele Fledermausarten in städtischen Gebieten, aber es geht nicht allen gleichermaßen gut“, sagt Studienleiter Christian Voigt. Städte sind demnach insbesondere für die größeren Arten wie dem Großen Abendsegler (Nyctalus noctula) weniger attraktiv. Sie müssen höher und länger fliegen als ihre Verwandten vom Lande und werden doch schlechter satt, schreiben die Forschenden in ihrer Publikation im Fachjournal „Global Change Biology“. In versiegelten Gebieten sei das Nahrungsangebot dürftig.

Der Große Abendsegler ist eine große Fledermaus: Sie wiegt etwa 30 Gramm. In Berlin findet sie vergleichsweise wenig Futter.

© imago/imagebroker/Paul Hobson

Für ihre Untersuchung hatten sie mehr als 20 Tiere in Berlin-Marzahn und einem naturnahen Gebiet in Rostock mit kleinen Sensorloggern ausgestattet und so ihr Jagdverhalten verglichen. Die Stadt-Fledermaus ist weniger sozial und jagt in den kleinteiligen Beutegründen Berlins häufiger allein. Im Ruhezustand senken die Tiere sogar ihre Körpertemperatur ab, um Energie zu sparen. Dies beeinträchtigt aber auch das Wachstum von jungen oder trächtigen Fledermäusen.

Aus anderen Studien ist zudem bekannt, dass etwa die Brückenbeleuchtung über Wasserläufen die Tiere irritiert – das kommt im urbanen Raum häufiger vor. Bei der Sanierung von Gebäuden können zudem Rast- und Ruheplätze verloren gehen. Ein generelles Problem: Die zunehmende Urbanisierung verdränge auch weitere Arten aus ihren Lebensräumen, warnen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Dennoch beherbergt Berlin so viele Fledermäuse wie keine andere europäische Hauptstadt. Allein in den Gewölben der Zitadelle Spandau überwintern nach Angaben des Nabu jedes Jahr 11.000 Tiere. In dem Luna-Bunker in Pankow, der extra als Winterquartier hergerichtet worden ist, gab es kürzlich illegale Partys, die die Fledermäuse bei der Winterruhe störten – lebensbedrohlich für die Flugsäuger.

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