zum Hauptinhalt
BER-Chefin Aletta von Massenbach.

© MANFRED THOMAS TSP

100 wichtigste Köpfe der Berliner Wirtschaft (91-100): Von Massenbach soll den BER beflügeln

Mit dem zehnten Teil endet die Serie über 100 wichtigste Köpfe der Berliner Wirtschaft. Heute im Blick: Eine Frau, die Berlins größtes Pannenprojekt erbte. Und das Beste daraus macht.

Wer nach Lektüre dieses Artikels immer noch einen „wichtigen Kopf“ vermisst, wird ihn vorerst auch nicht mehr finden: Bei 100 ist Schluss auf dieser Liste. Aber schon beim nächsten Mal könnte die Diskussionen in der Jury, dem Team „Berliner Wirtschaft“ des Tagesspiegels, ganz anders ausgehen, da werden die Karten neu gemischt. (kph)

100Köpfe / Die 100 wichtigsten Köpfe der Berliner Wirtschaft

© Tsp

91. Aletta von Massenbach, Flughafen BER

Aletta von Massenbach kam 2021 zum BER. Da war der Airport – nach Jahren Verzögerung – zwar eröffnet, aber fast pleite.

© MANFRED THOMAS TSP

Es war mal der größte Schleudersitz der Hauptstadt-Region. „Es ist der schönste Job, den ich mir vorstellen kann“, sagt Aletta von Massenbach. Die 54-Jährige ist seit 2021 Chefmanagerin des Willy-Brandt-Airports in Schönefeld. Vorher hatte sie seit 2020 die Finanzen der Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB) verantwortet, die sich vor ihrer Zeit am Bau des mit zehn Jahren Verspätung eröffneten BER-Milliardenprojekts finanziell überhob. Von Massenbach ist die erste Frau an der Spitze eines größeren Airports in Deutschland, verantwortlich für 2000 Mitarbeiter der FBB selbst. Insgesamt arbeiten am Schönefelder Flughafen 20.000 Menschen.

Sie lässt diese Rolle, dieses Gewicht, das aus der Rolle rührt, nicht heraushängen. Von Massenbach gilt als Teamworkerin, pflegt einen kooperativen Fühungsstil. Sie lässt dem operativen FBB-Manager, dem Dänen Thomas Hoff Andersson, Gestaltungs- und Profilierungsraum, wie es Vorgänger wie Hartmut Mehdorn oder Engelbert Lütke Daldrup nicht zugelassen hätten. Von Spannungen in der Geschäftsführung ist bisher jedenfalls nichts bekannt.

Von Massenbach hat sich durchgeboxt, in einer männerdominierten Branche, nachdem sie in Bamberg und Passau Jura studiert hatte, sie besitzt beide Staatsexamen. Richterin, Anwältin oder Staatsanwältin wollte sie nie werden, wie sie jüngst im „Zeit“-Podcast bekannte: „Für mich war von vornherein klar, dass ich in die Industrie möchte, in Managementfunktionen.“ Und in die weite Welt. Bei Männern würde man solche frühe Bestimmtheit vielleicht Alpha-Gen nennen.

Für die Fraport AG, den internationalen Flughafenkonzern aus Frankfurt am Main mit dem größten deutschen Drehkreuz, managte sie dann Projekte in Peru, auf den Philippinen, in Portugal, in Puerto Rico, in Russland, in Spanien. Von Massenbach führte Flughäfen in Bulgarien und den Flughafen Antalya in der Türkei, wo sie ihre Krisenfestigkeit trainierte.

Am BER, der im Betrieb in ruhigeres Fahrwasser kommt, ist die Aufgabe von Massenbachs nicht leicht. Der Willy-Brandt-Airport erholt sich nach dem Pandemie-Einbruch deutlich langsamer als andere Flughäfen in Deutschland und Europa, was auf die ohnehin tiefroten Zahlen der Flughafengesellschaft durchschlägt. Man darf gespannt sein, was sich von Massenbach einfallen lässt. (thm)

92. Ulrich Battis

Ulrich Battis ist seit vielen Jahren gefragter Experte für Grundsatzfragen im Immobilienrecht.

© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Karlheinz Schindler

Ob es um Fragen der Enteignung großer Wohnungsunternehmen, Mietendeckel oder andere staats- und immobilienrechtlich bedeutsame Fragen in Berlin (und darüber hinaus) geht: Der Jurist Ulrich Battis ist in allen öffentlichen und nicht-öffentlichen Runden über Grundsatzfragen des Verwaltungsrechts seit Jahrzehnten ein gesuchter Gesprächspartner. Der 78-jährige Emeritus der Juristischen Fakultät der HU Berlin wirkt stets richtungsweisend auf die Meinungsbildung ein. (Bü.)

93. Tobias Weber, City Clean

Tobias Weber führt sein Familienunternehmen City Clean und ist engagiert in der IHK und Aufsichtsräten.

© Christian Kruppa

Tobias Weber hat Kammergeschichte geschrieben. Im Herbst 2021 sollte er Präsident der IHK werden, so hatten sich das die Noch-Präsidentin Beatrice Kramm und das IHK-Establishment ausgedacht. Doch dann tauchte Daniel-Jan Girl auf wie Kai aus der Kiste und gewann die Wahl. Weber, seit 2014 Vize-Präsident, zog sich zurück. Ein Mann mit Beziehungen und Ehrenämtern ist der geschäftsführende Gesellschafter von City Clean geblieben, etwa als Mitglied der Aufsichtsgremien von Volksbank und Berlin Partner. Das Reinigungsunternehmen aus Charlottenburg und mit einem großen Standort in Oberkrämer wurde 1973 gegründet und beschäftigt fast 600 Personen in 19 Niederlassungen. „Einer der führenden Dienstleister in den Bereichen Matten- und Moppservice“, heißt es in der Selbstbeschreibung. (alf)

94. Nicole Korset-Ristic, Biocompany

Nicole Korset-Ristic

© Bio Company

Nicole Korset-Ristic, 1982 in Templin geboren, hat nach der Schule eine Ausbildung zur Bürokauffrau gemacht, bevor sie Europäisches Management in Wildau studierte. Danach war Korset-Ristic bei dem Discounter Lidl als Trainee und Bezirksleiterin tätig. Mit der Geburt Ihres ersten Kindes, wurde für sie eine gesunde, nachhaltige Lebensweise wichtig, weshalb sie 2014 in die Bio-Branche und zur Biocompany wechselte. Seit 2021 ist sie im Vorstand des Unternehmens, das über 67 Filialen verfügt, davon 52 in Berlin und sieben in Brandenburg. (jni)

95. Marcel Fratzscher, DIW

Marcel Fratzscher vom DIW Berlin zählt zu den gefragtesten Volkswirten in Deutschland.

© Foto: Reuters/Fabrizio Bensch

Höhe der Steuern, Gestaltung der Gasumlage, makroökonomische Effekte der Geflüchteten oder wie man am besten mit Corona umgeht und die Industrie klimafreundlich umgestaltet – Fratzscher weiß Bescheid und will die öffentliche Debatte beeinflussen. 

Alfons Frese über Marcel Fratzscher

Der 52-jährige Marcel Fratzscher hat diverse Hüte auf. Als Präsident des in der Berliner Mohrenstraße residierenden Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) ist der Ökonom und Professor (Humboldt Uni) immer auch Politikberater. Doch die hohe Medienpräsenz Fratzschers ist ungewöhnlich. Er hat zu allem etwas zu sagen: Höhe der Steuern, Gestaltung der Gasumlage, makroökonomische Effekte der Geflüchteten oder wie man am besten mit Corona umgeht und die Industrie klimafreundlich umgestaltet – Fratzscher weiß Bescheid und will die öffentliche Debatte beeinflussen. Und den Gesetzgeber; Fratzscher leitete eine Regierungskommission zur Stärkung der Investitionstätigkeit. Das DIW, 1925 als Institut für Konjunkturforschung gegründet, schwächelte zuletzt in genau diesem Kerngeschäft. (alf)

96. Markus Voigt, VBKI

Markus Voigt ist der Präsident Verein Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI).

© Michael Setzpfandt/VBKI

Markus Voigt ist ein besonderes Phänomen der lokalen Wirtschaft und der vielleicht erfolgreichste Netzwerker der Stadt. Vor bald 30 Jahren kam der Rheinland-Pfälzer nach Berlin, mit seiner Ingenieurfirma stemmte er Großprojekte wie den Bau des Burj Khalifa in Dubai, verkaufte die Firma, um sie später neu zu gründen. Auch die hat schon wieder mehr als 120 Mitarbeiter. Seit 2011 ist der heute 57-Jährige Präsident des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) und in der Rolle Gastgeber von gesellschaftlichen Großveranstaltungen wie dem „Ball der Wirtschaft“. Der Verein gilt als wichtige Plattform, bei der sich Unternehmer gesellschaftlich und bürgerschaftlich engagieren. (kph)

97. Stefan Franzke, Berlin Partner

Stefan Franzke wirbt für den Wirtschaftsstandort Berlin im In- und Ausland. Und nicht zuletzt in Berlin selbst.

© Wolf Lux/Berlin Partner

Berlin als weltweite Marke zu verkaufen, das ist der Job von Stefan Franzke, und den übt der 53-Jährige mit viel Energie und Leidenschaft aus. Wer Berlin verkörpern will, muss bis spät abends durchhalten, auf den diversen Berlin-Partys, die das Image der Club-Metropole im Ausland festigen. Dafür stählt sich Franzke regelmäßig im Fitnessstudio. Seit 2014 führt der promovierte Maschinenbau-Ingenieur die Geschäfte bei Berlin Partner, vorher war er in ähnlichen Positionen für das Land Niedersachsen unterwegs. Franzke stammt aus Sarstedt bei Hannover, ist verheiratet und hat eine Tochter. (loy)

98. Alexandra von Stosch, Artprojekt

 Alexandra von Stosch, Geschäftsführerin von Artprojekt. Copyright: Artprojekt. 

© Artprojekt

Alexandra Gräfin von Stosch ist Mitglied der Geschäftsführung der Artprojekt Gruppe. Die Kunstwissenschaftlerin entwickelt Projekte an der Schnittstelle von Bauen, Naturschutz, Ernährung und Hotellerie: Da wäre der „Foodcampus“, auf dem über Zukünftiges wie alternative Proteine gebrütet wird. „Curated future“ ist das Stichwort, unter dem die 53-Jährige die unterschiedlichen Bereiche zusammenfasst. Ein Baucampus ist das neue Projekt für 2023: Hier sollen sich Zukunft des Handwerks, neue Baumaterialien und KI im Bauwesen treffen. (roe)

99. Mina Kolagar, PANTOhealth

Mina Kolagar ist die Mitgründerin von Pantohealth und leitet das operative Geschäft (als COO).

© privat

Ihre Firma PANTOhealth erlöst noch keine Hunderte Millionen Euro im Jahr. Aber Mina Kolagar (36) scheint 2016 alles mitgebracht zu haben aus ihrem Heimatland Iran, um eine ganz große Erfolgsgeschichte zu schreiben und auch andere zu inspirieren: exzellente technische Bildung, Überzeugungskraft und Mut. Mit ihren Mitstreitern hat sie ein System entwickelt, das Vibrationen an den Stromabnehmern von Zügen misst und mit Einsatz von Künstlicher Intelligenz Schäden an Zugoberleitungen entdecken kann. Berlin braucht solche Köpfe. (kph)

100. Stephan Schwarz, GRG

Stephan Schwarz (parteilos), Berliner Senator für Wirtschaft, Energie und Betriebe, spricht während der Jahres-Pressekonferenz des Wissenschafts- und Technologieparks Adlershof im Haus des WISTA Managements. +++ dpa-Bildfunk +++

© picture alliance/dpa/Annette Riedl

Einer der wichtigsten Köpfe der Berliner Wirtschaft dürfte er bleiben, egal in welcher Rolle. 

Kevin P. Hoffmann über Stephan Schwarz

Last, but not least: Stephan Schwarz. Bis Donnerstag war der 57-Jährige der Senator für Wirtschaft, Energie und Betriebe des Landes Berlin. Der Mitinhaber des Unternehmens GRG Services Berlin und langjährige Präsident der Handwerkskammer war Ende 2021 dem Ruf von Franziska Giffey gefolgt und trat dieses Amt an, obwohl er weder ein Parteibuch hatte noch ein Mandat für Abgeordnetenhaus. Ein erfolgreicher Unternehmer als Wirtschaftssenator: Zumindest mit Schwarz hat das Modell funktioniert, heißt es unisono in Berlins Politik und der Wirtschaft. Er wollte nicht mehr. Einer der wichtigsten Köpfe der Berliner Wirtschaft dürfte er bleiben, egal in welcher Rolle. (kph)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false