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Feiern gemeinsam Chanukka am Pariser Platz. Die 101-jährige Holocaust-Überlebende . Margot Friedländer und US-Botschafterin Amy Gutmann.

© U.S. Embassy Berlin

Erinnerungen mit Licht und Schatten: US-Botschafterin lädt in Berlin zum Chanukka-Empfang

US-Botschafterin Amy Gutmann feierte das Chanukka-Fest am Pariser Platz. Margot Friedländer zeigte sich von dem Erlebnis tief bewegt.

| Update:

Offiziell hatte US-Botschafterin Amy Gutmann zum Chanukka-Empfang eingeladen in das Gebäude am Pariser Platz. Eine fröhliche Party wollte sie feiern, wie in ihren Kindertagen in Brooklyn. Aber es wurde dann atmosphärisch doch mehr, ein der Hoffnung gewidmetes Fest, dass Dinge sich zum Guten wenden können.

Die blau und weiß gedeckten Tische waren mit goldenen Schokoladenmünzen und Dreideln geschmückt, Würfeln ähnlichen Kreiseln, mit denen man spielt, um einen mit Süßigkeiten gefüllten Topf zu gewinnen.

Das Büfett bog sich unter Latkes, den für dieses Fest typischen knusprigen Reibekuchen, und die Gastgeberin erzählte, dass man sie bei ihr zu Hause früher immer mit sowohl Sauerrahm als auch Apfelmus essen durfte.

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Kerzen hat ein Chanukka-Leuchter

Außerdem gab es Räucherlachs und die ebenfalls zum Fest gehörenden Sufganiyot, die mit Erdbeermarmelade gefüllten Pfannkuchen täuschend ähnlich sind. Alle Gäste bekamen Liederzettel mit dem Text eines traditionellen Chanukka-Liedes. Drei Kinder aus einem Waisenhaus in Odessa durften helfen beim Entzünden des Lichts über das Rabbiner Yehuda Teichtal den Segen sprach.

Erinnerungen an die Schrecken des Konzentrationslagers

Die 101-jährige Margot Friedländer saß direkt daneben in einer leuchtenden pinkfarbenen Jacke, im Kopf Erinnerungen an die Zeit im Berliner Untergrund, als sie sich vor den Nazis verstecken musste, als sie dann doch entdeckt und ins Konzentrationslager Theresienstadt gebracht wurde.

Tief gerührt zeigte sich Berlins Ehrenbürgerin, die 2010 im Alter von 89 Jahren aus New York in ihre Heimatstadt zurückgekehrt ist, von dieser Zeremonie: „Dass das hier passieren kann, an diesem Ort, nach allem, nach allem, nach allem…“.

Koschere Kekse zum Fest

Amy Gutmann hatte auch koschere Kekse backen lassen. Sie vermutete, dass ihr Vater Kurt, der 1934 aus Feuchtwangen fliehen musste vor den Nazis, stolz wäre auf diese Zeremonie, auf das Bemühen, dass soetwas nie mehr wieder passieren kann.  Auch Feuchtwangens Erster Bürgermeister Patrick Ruh war zu der Zeremonie gekommen.

Ihr erstes Chanukka-Fest in Berlin sei etwas sehr Besonderes, sagte die Botschafterin, die sich an ihre Kindheit in Brooklyn erinnerte, an die fröhlichen Dreidelspiele mit dem Vater und die weltbesten Latkes ihrer Mutter.

Wir sind alle Botschafter der Liebe.

Rabbiner Yehuda Teichtal

Das Fest gehe zurück auf den Sieg der Makkabäer, der auch zum Symbol geworden sei für den Sieg der Schwachen gegen die Mächtigen. So sei dieses Fest seit über 2000 Jahren ein Fest der Hoffnung. Sie erwähnte die Menschen in der Ukraine, die „unsere Ideale verteidigen“.

Dass es sowohl in den USA als auch in Deutschland immer noch Antisemitismus gebe, nannte sie abstoßend. Holocaust-Leugner hätten auch in den USA nichts verloren.

Nicht nur weil es zum ersten Mal koschere Latkes in der Botschaft gab, nannte Yehuda Teichtal Amy Gutmann einen Leuchtturm. „Gestern haben wir getanzt auf dem Pariser Platz“, erzählte er.

Genau dort, wo einst Hitler seinen Hass gegen die Juden propagiert hat, sei das erste Licht auf dem Leuchter entzündet worden. Seinen Segensspruch beendete er mit den Worten: „Wir sind alle Botschafter der Liebe.“

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