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Julia Gebrande ist neue Vorsitzende der Aufarbeitungskommission des Bundes.

© Christine Fenzl

Unabhängige Missbrauchs-Kommission: Julia Gebrande ist neue Vorsitzende

Die Sozialpädagogin führt jetzt die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs. Diese kümmert sich intensiv um die Opfer sexualisierter Gewalt.

Wechsel an der Spitze der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs: Julia Gebrande führt ab sofort das Gremium und löst damit Sabine Andresen ab. Die Sozialpädagogin Gebrande ist bereits seit Juni 2022 Kommissionsmitglied und lehrt und forscht an der Hochschule Esslingen mit den Schwerpunkten Prävention, Intervention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt und Soziale Arbeit nach traumatischen Erfahrungen. Sie wurde von Kerstin Claus, der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, zur Vorsitzenden ernannt.

Zudem wurde zeitgleich die Sozialwissenschaftlerin Ulrike Hoffmann zum neuen Kommissionsmitglied ernannt. Sie besetzt den Platz, der durch den Rücktritt von Christine Bergmann Ende 2023 aus der Kommission frei geworden war.

Bergmann, eine der prägendsten Personen im politischen Kampf gegen sexuellen Kindesmissbrauch, hatte der Kommission seit Januar 2016 angehört. Sie war die erste Unabhängige Beauftragte zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs.

Die Unabhängige Kommission arbeitet seit 2016 und hat den Auftrag, sexuellen Kindesmissbrauch in allen Bereichen der Gesellschaft seit 1949 bis in die Gegenwart zu untersuchen. Bislang haben sich mehr als 2800 Menschen an die Kommission gewandt.

1872
Opfer hatten die ehrenamtlichen Experten zwischen 2019 und 2023 angehört.

Viele Opfer schilderten, dass ihnen als Kindern und später auch als Erwachsenen nicht zugehört worden sei und ihre Berichte über sexuelle Gewalt ignoriert, bagatellisiert oder zurückgewiesen worden seien. Die Kommission wertet Erkenntnisse aus Berichten von Betroffenen aus der Bundesrepublik Deutschland und der DDR aus und veröffentlicht die Ergebnisse.

Mehr Engagement von Schulen gefordert

Vor einer Woche hatte die Kommission die Bilanz ihrer Arbeit in den vergangenen vier Jahren vorgelegt. Dabei forderte Kommissionsmitglied Barbara Kavemannn mehr Engagement von Schulen bei der Aufarbeitung von potenziellen Missbrauchsfällen an den jeweiligen Lehranstalten. In der Zeit von 2019 bis 2023 hatten die ehrenamtlichen Experten insgesamt 1872 Opfer angehört und 732 Berichte von Betroffenen sexualisierter Gewalt erhalten.

Zudem beklagte die Kommission die aus ihrer Sicht zu starke Zurückhaltung staatlicher Stellen bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen. Deren Bereitschaft zur Aufklärung seit überschaubar, weil man ansonsten ganz schnell zu unangenehmen Fragen nach Verantwortung und Schuld käme. Es war der zweite Tätigkeitsbericht der Kommission.

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