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Rot, blond, brünett – alles eine Frage der Gene.

© dapd/Volker Hartmann

„Der Erbonkel“: Mehr Blond, weniger Grau, mehr Haar per Gentherapie?

Was tun, wenn die Haarpracht schütter oder grau wird oder nie die „richtige“ Farbe hatte? Teure Elixiere sind von gestern, Gentherapie könnte die Probleme künftig an der Wurzel packen.

Eine Kolumne von Sascha Karberg

Ob blond oder brünett, wallend oder schütter – der Einfluss auf die eigene Haarpracht ist beschränkt. Es sind fast ausschließlich die Gene, die über Farbe, Form und Menge der Keratinfäden bestimmen, Wasserstoffperoxid und Färbetinkturen hin oder her. Und das Erbgut lässt sich nun mal nicht so leicht verändern, schon gar nicht in den Zellen hunderttausender Haarwurzeln. Oder etwa doch?

Die ersten Experimente in diese Richtung zeigen jedenfalls recht bunte Ergebnisse. Ein paar mausgraue bis schwarze Haare zauberte ein Forschungsteam Albino-Mäusen ins schlohweiße Fell, indem sie Erbgutschnipsel in Hautpartien der Tiere einschleusten, die ein defektes Gen reparierten, das in der Pigmentproduktion eine wichtige Rolle spielt. Allerdings gelang das viel zu selten, als dass die Forscher hätten behaupten können, keine weißen Mäuse mehr zu sehen.

2002 gelang es, die Erbinformation für ein grün fluoreszierendes Protein in die Haarwurzelzellen von Mäusen zu schmuggeln. Und bei einem hellblonden Patienten, dessen Blutstammzellen aufgrund einer lebensgefährlichen Stoffwechselkrankheit gentherapeutisch verändert worden waren, wurden die Haare plötzlich dunkel – ein „Nebeneffekt“ der Behandlung.

Inzwischen existieren zahlreiche Methoden, um jede beliebige Geninformation in jede menschliche Zelle zu schleusen, auch Haarwurzelzellen, die Wurzel allen Übels – von Haarverlust bis zur ungeliebten angeborenen Haarfarbe.

Dass man trotzdem selbst beim Star-Friseur noch immer keine Gentherapie für dauerhaft blonde oder weniger graue Haare bekommen kann, liegt zuallererst daran, dass die Haarfarbe Blond dummerweise von mehreren Genen abhängt. Die beste Chance bestünde noch bei Rothaarigen, da die Farbe bei den meisten auf eine Genveränderung im MC1R-Gen beruht. Eine „Reparatur“ würde mehr dunkles, bräunlich-schwarzes Eumelanin ins Haar bringen.

Allerdings sind die Anforderungen an die Studien, mit denen die gesundheitliche Unbedenklichkeit eines gentherapeutischen Eingriffs nachgewiesen werden muss, hoch. Und Gentherapien, selbst gegen lebensbedrohliche Erkrankungen, sind extrem teuer, bis zu 3,5 Millionen Euro – pro Behandlung.

Vorerst werden wir Straßenköterblonden, Graumelierten oder Haarbefreiten also noch tönen, färben oder uns mit unseren Genen abfinden müssen.

Was wir zum Leben mitbekommen und was wir weitergeben – jedes Wochenende Geschichten rund um Gene und mehr in der „Erbonkel“-Kolumne.

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