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Ein Erlebnis eigener Art: ein Schlund aus dicken Menschen, aufgebaut im Münchner Marstall - fertig ist die jüngste Show der Wiener Künstlergruppe Gelatin. Die interaktive Installation berührt, denn "Schlund" ist verführerisch aber nicht aufdringlich, aber komisch nicht ironisch, spielerisch und dabei nie dilettantisch.

Prinzip Collage: Was Albert Oehlen schon in seinen frühen Papierarbeiten vollendet beherrschte, gilt auch für die Sammlung Grässlin, in die seine drei hier abgebildeten Werke aus dem Jahr 1982 Eingang gefunden haben. Die Anfang der achtziger Jahre begründete Kollektion der Schwarzwälder Unternehmerfamilie zeichnet sich durch sozial kritische und ästhetisch unangepasste Kunst aus, für die ebenso Oehlens Gemälde wie auch die Werke seiner Künstlerfreunde Werner Büttner und Martin Kippenberger stehen.

Die Sensation liegt schon im Biografischen: Ein 26-Jähriger als Dirigent der Berliner Philharmoniker, das ist ungefähr so, als ob ein Juso-Kreisvorsitzender plötzlich Bundeskanzler würde und sich Begabung und Engagement mit einem Mal gegen Profi-Routine und mächtige Partikularinteressen durchsetzen müssten. Daniel Harding, Rattle-Entdeckung und Hoffnungsträger der Klassik-Szene, tut unter diesem Gesichtspunkt das einzig Richtige: Er verkleinert den Apparat, den er beherrschen will, und beginnt sein Programm in Kammerorchester-Besetzung.

Die mit 100 Millionen Mark ausgestattete Allianz-Kulturstiftung hat am Mittwoch ihre ersten zwölf Förderprojekte präsentiert. Das Augenmerk liege auf zeitgenössischen, innovativen Projekten und auf europäischen Kooperationen, erklärte Allianz-Vorstandschef Henning Schulte-Noelle in München.

Wenn derzeit von den neusten und sicherlich schönsten Bach-Kantaten-Einspielungen gesprochen wird, dann ist die Rede von Ton Koopmans CDs. Aber auch als Dirigent und Orgelvirtuose anderer Werke ist der Holländer immer mehr in den Konzertsälen zu erleben.

Fritz, Manfred und Willi arbeiten in einer Druckerei im Ost-Berlin der siebziger Jahre. Als die neue Kollegin Püppi dazukommt, offenbaren sich die Macken und befremdlichen Gewohnheiten der drei Setzer.

Erster Gedanke: Dieser Frau ist nicht zu helfen. Gerade ist sie mit ihrem neuen schüchternen, romantischen Lover nach Paris aufgebrochen, verbringt mit ihm wegen einer Wagenpanne zwei Flittertage im Motel-Bett, gerade rückt der Liebhaber auch noch, nunja, vielleicht ein bisschen altersuntypisch, zwei Verlobungsringe raus - und was macht diese Frau?

Von Jan Schulz-Ojala

Was ist schon die Wirklichkeit gegen einen Traum? Wenn Sandrine Kiberlain aus einem schäbigen Wohnwagen tritt, in die Hände klatscht und zu "Heartbreak Hotel" ihre Hüften wiegt, ist klar, dass es sich nur für Träume zu leben lohnt.

Von Claudia Keller

Nahe der Route Nationale 7, einer der französischen Über-Landstraßen, an deren Rand mitunter Prostituierte in ihren Wohnwagen auf Kunden warten, steht ein diskret katholisch geführtes Heim für schwer Körperbehinderte. Hier wird die Entmündigung in die Form fürsorglicher Zuwendung gegossen.

Von Silvia Hallensleben

Wie der Name "Unexpected Productions" schon verrät, zelebriert das Improvisationstheater aus Seattle die Spontaneität: "Thread", den roten Faden ihrer englischsprachigen Aufführung, bildet ein Gegenstand, der einzig und allein vom Publikum bestimmt wird. Die Szene spielt dann dort, wo sich das auserkorene Objekt befindet.

Lange schon, bevor New Media- und Internet-Firmen begannen, brachliegende Fabrikanlagen zu prunkenden Lofts hochzurüsten, wurden die Hinterlassenschaften verstorbener oder weitergezogener Industrie-Branchen von findigen Nachfolgern zum Eigenbedarf recycelt. So wurde schon 1920 in Berlin-Johannisthal eine Flugzeugwerft von der boomenden Filmproduktion übernommen.

Von Silvia Hallensleben

Vor sechs Jahren war er noch Dirigierlehrling bei Claudio Abbado, heute ist Daniel Harding die Hoffnung der Klassikszene. Alle reißen sich um den sommersprossigen Twen von der britischen Insel: CD-Produzenten, Opernhäuser und vor allem die großen Sinfonieorchester.

Sie gehört zu den herausragendsten Erscheinungen der aktuellen Chansonlandschaft, und ihr Programm "Nexte Lied" offenbart die beste Frost, die es je gab: wenig gesprochene Worte, dafür mehr Songtexte, in denen ihr surrealer Blick auf den Alltag poetische Blüten treibt. Die Kompositionen - etwa von Susanne Betancor - bieten der Band um Trompeter Paul Brody Gelegenheit, einen vibrierenden Klangteppich zu weben.