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Liebe, Freundschaft, Respekt. Amy Gutmann entzündet die Kerzen am Chanukka-Leuchter.

© Elke A.Jung-Wolff

Das Licht in uns allen: Botschafterin lädt zum Chanukka-Fest in der Berliner US-Residenz

US-Botschafterin Amy Gutmann, selbst Jüdin, feierte mit Gästen verschiedenen Glaubens das jüdische Lichterfest. Auch Margot Friedländer war dabei.

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In der Nische neben dem Esszimmer der US-Residenz steht schon der festlich geschmückte Weihnachtsbaum. Auf dem Tisch im Salon verbreitet ein Ensemble von Lebkuchenhäuschen adventliche Atmosphäre.

Über der Wand vor der Terrasse hängt ein großes Schild mit bunten Lettern: „Happy Chanukka“. Botschafterin Amy Gutmann und ihr Mann Michael Doyle haben zum Empfang eingeladen, um mit ihren Gästen die „Freude von Chanukka“ zu teilen, das Fest, das von Hoffnung und Rettung handelt.

Gegen Diskriminierung und Antisemitismus

Es wird an acht Abenden gefeiert. Bevor die fünfte Kerze am Chanukka-Leuchter angezündet wird, begrüßt die US-Botschafterin jüdische, christliche, muslimische und atheistische Gäste.

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Kerzen werden entzündet am Chanukka-Leuchter.

Es gehe darum, den Glauben zu teilen, der sich gegen Diskriminierung und Antisemitismus richtet, sagt Gutmann: „Nie wieder ist jetzt.“ In der ersten Reihe sitzt Berlins 102-jährige Ehrenbürgerin Margot Friedländer, die sich als Jüdin einst vor den Nazis versteckte und das Konzentrationslager überlebt hat.

Erinnerungen an den Vater, der fliehen musste

Auch Patrick Ruh ist angereist zu diesem Fest. Er ist Bürgermeister von Feuchtwangen, der Stadt, aus der einst der Vater der Botschafterin vor den Nazis fliehen musste.

Schutz für das Haus und seine Bewohner. Die Mesusa im Eingangsbereich der US-Residenz.

© Elke A.Jung-Wolff

Großbritanniens Botschafterin Jill Gallard ist gekommen, der Präsident der American Academy, Daniel Benjamin, die Leiterin des Diplomatischen Chors, Barbara Leifer, und Todd Fletcher, der New Yorker Komponist, der bei den Weihnachtsfeiern in der Residenz traditionell am Piano sitzt und die Weihnachtslieder anstimmt. Es ist sein erster Chanukka-Empfang an diesem Ort.

Die Macht des Guten

Die Botschafterin erinnert daran, dass mit dem Chanukka-Fest auch der Triumph über die Tyrannei gefeiert wird. Heute solle dieses Fest auch für die Demokratie gefeiert werden, wünscht sich die Botschafterin. Ihr Vater wäre überglücklich zu sehen, dass der Bürgermeister seiner Heimatstadt mit seiner Tochter, der US-Botschafterin in Deutschland, in ihrer Residenz Chanukka feiert, sagt sie.

Sie beschwört die Macht des Guten, indem sie die Bedeutung der Kerzen erklärt, die für Liebe, Freundschaft, Respekt, Großzügigkeit, Weisheit und Frieden stehen. Auch in der Dunkelheit gebe es Licht. Das Licht sei in uns allen, unabhängig vom Glauben.

Ein Gästebuch zwischen Weihnachtspyramide und siebenarmigem Leuchter

An der Tür zu Residenz ist eine Mesusa befestigt, eine kleine Kapsel, in der auf gerolltem Pergament Abschnitte aus der Tora geschrieben stehen. Es ist der Botschafterin wichtig zu zeigen, dass sie stolz darauf ist, Jüdin zu sein. „Wir sind Teil einer großen Kultur, die uns die Bedeutung der Freiheit lehrt und aufzustehen gegen alle Formen von Hass und Bigotterie.“

Bewegende Zeremonie. Margot Friedländer zwischen Rabbiner Chaim Rozwasksi und US-Botschafterin Amy Gutmann. Daneben der Holocaust-Überlebende Franz Michalski und seine Frau Petra.

© Elke A.Jung-Wolff

Das Gästebuch im Eingangsbereich ist eingerahmt von einer Weihnachtspyramide und einem siebenarmigen Leuchter.

Latkes nach dem Rezept der Mutter

In diesem Kreis muss man über Werte nicht streiten. Wenn Menschen guten Willens sind, gibt es immer ein gemeinsames Fundament, auf das man bauen kann. Eine israelische Opernsängerin singt den Segen, und alle stimmen in das „Amen“ ein.

Am Büfett warten schon Latkes, Reibekuchen, nach dem Rezept von Amy Gutmanns Mutter, dazu Lachs, saure Sahne, Apfelkompott und als Nachtisch traditionelles Gebäck wie Rugelach und Sufganiyot. Gut möglich, dass Amy Gutmanns Mutter wirklich das beste Rezept für Latkes kannte.

Auf den Tischen liegen Schokoladentaler in Gold- und Kupferfolie verpackt, dazu Dreidel, Kreisel, mit denen hier nicht nur die Kinder spielen. Für die Chanukka-Lieder gibt es, wie bei früheren Gelegenheiten für die Weihnachtlieder, Texthefte für alle.

Aber erst singt ein Kinderchor unter der Leitung von Kantor Isidoro Abramowicz, dann das Ensemble Folkadu. Manches klingt bekannt, wie „Wann wird’s mal endlich wieder richtig Sommer“ oder „Bei mir bistu shein“.

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