Manchmal gehe ich immer noch in die Stadtbibliothek. Es ist eine Angewohnheit aus Kindertagen.
Alle Artikel in „Kultur“ vom 30.06.2001
Alle wünschen sich endlich Sommer am Stück, nur die schlimmen Kinobesitzer nicht. Für ihr meteorologisches Beschwörungswerk will eine Reihe von ihnen - ein bisschen eigennützig, versteht sich - Buße tun und lädt, durchwachsenes Wetter voraussetzend, für heute und morgen zu Dumpingpreisen ins Kino ein.
Globalisierungsgegner verhinderten im Dezember 1999 die Welthandelskonferenz in Seattle. Seither haben sich Umweltschützer, Gewerkschaften, Dritte-Welt-Aktivisten und andere zu einer ungewöhnlichen Allianz zusammengefunden.
Max Frisch wird erschossen, und Rabin von einer Vespa überrollt. Auch, wenn es sich in letzterem Fall um einen garantiert unpolitischen Kater handelt: Etgar Kerets neues Buch zeichnet sich durch mangelnde Ehrfurcht vor heiligen Kühen im Allgemeinen und dem Gelobten Land im Besonderen aus.
Das Pfand Milosevic ist herausgegeben. Der Angeklagte musste den Weg nach Den Haag endlich gehen.
Das Berliner Mahnmal zum Gedenken an die Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten darf nach Meinung des Internationalen Kunstkritikerverbandes (AICA) nicht angetastet werden. "Mit Sorge" verfolgt das Präsidium der deutschen AICA-Sektion Pläne des Senates, auf dem Bebelplatz im Herzen der Hauptstadt eine Tiefgarage zu bauen.
Reisen und Kreativität scheinen bei dem 1933 im ukrainischen Dnjepropetrovsk geborenen Ilya Jossifovitsch Kabakov gleich uferlos. Seit er 1987 die Sowjetunion erstmals verlassen durfte, verging kein Jahr, in dem er nicht in Japan, den USA oder Europa ausstellte.
Das Theater RMX tritt an, Heiner Müllers "Philoktet" von seinem "bleischweren geschichtsphilosophischen Sockel" zu stoßen: Regisseur Michael Spaney rückt der Geschichte aus dem Trojanischen Krieg mit ästhetischen Entlehnungen aus Trash-Komödie und Abenteuerfilm zu Leibe. So gesehen könnten sich die griechischen Kriegshelden als durchaus gegenwartstaugliche Identifikationsfiguren erweisen: Namentlich die Zielgruppe der unfreiwilligen Aussteiger sowie sämtliche "schuldbeladenen Hanswürstchen des modernen Managements" dürfen sich angesprochen fühlen.
Der Nachbar hat sein Häuschen aus den fünfziger Jahren gerade mit einer schmucken Barocktür geadelt. Ein paar Schritte weiter ein norddeutsches Krüppelwalmdachhaus, mit einer Backsteinhaut verkleidet, die Fenster mit unechten Sprossen in Aspik.
Was wir heute "Violinsonate" nennen, nannte man zu Mozarts Zeiten "Klaviersonate mit begleitender Violine". 37 Stück schrieb der Salzburger Meister davon.
"Kein Abendkassenwetter, einfach zu warm", so die Begründung bei Loft Concerts, warum die Queens of the Stone Age (QOTSA) am Dienstag die Columbiahalle zu zwei Dritteln gefüllt hatten. Vielleicht fühlten sich Josh Homme und seine Mitstreiter dadurch animiert, nicht nur gut, sondern auch laut zu spielen.
Der DJ legt jetzt einen Volkstanz auf und zieht die Regler hoch. Auf der Tanzfläche fassen sich sieben an den Schultern und formen einen Kreis.
Mit der umfangreichsten und aufwändigsten Präsentation seiner Kultur im Ausland wird die Volksrepublik China vom 17. bis zum 30.
Die große Mobilmachung vollzieht sich lautlos. "Lasst den Gipfel platzen" ist das Motto der Stunde, und die Globalisierungsgegner verbreiten es per e-Mail oder per Kurzmitteilung.